Tauchlehrer Werner

Rursee

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Über das Tauchen im Rursee

„Hallo in die Runde, ich bin Werner, und habe die Ehre, euch heute bei eurem ersten Tauchgang im Rursee zu begleiten. Ich habe lange Zeit als Berufstaucher gearbeitet und bin seit 15 Jahren auch Tauchlehrer beim Tauchsportverband NRW e.V. Ich habe also quasi mein halbes Leben unter Wasser verbracht.

Der Helmtauchanzug hier, der aussieht, als wäre er direkt aus Jules Vernes Nautilus gefallen, war über 20 Jahre lang mein Arbeitsgerät. Als Berufstaucher habe ich in diesem 100 Kilogramm-Panzer an unzähligen Brückenfundamenten, Staudämmen und anderen Unterwasser-Baustellen gearbeitet. Das ist kein Freizeitvergnügen, sage ich euch!

Mit der modernen Sporttauchausrüstung, mit der wir heute ins Wasser gehen, ist das aber natürlich überhaupt nicht zu vergleichen: die wiegt ja nur etwa 35 Kilogramm. Mit so einem Helmtauchanzug ist der Taucher auch gezwungen über den Grund zu gehen und kann sich nicht mit Flossen schwimmend fortbewegen. Daher sind die Sohlen der Schuhe zum Beispiel auch aus dickem Blei – aber das nur am Rande.

Nun zum heutigen Tauchgang: Der Rursee ist ein Ausbildungsgewässer, aber nicht für blutige Tauchanfänger geeignet. Das Ufer fällt hier 40 Meter tief und steil nach unten. Ab einer Tiefe von etwa 15 bis 20 Metern ist es so dunkel, dass ihr eure eigenen Hände nicht mehr vor den Augen sehen könnt und ihr unbedingt eine Tauchlampe mitnehmen müsst. Hinzu kommt, dass das Wasser da unten das ganze Jahr über eine Temperatur von nur 6 Grad Celsius hat.

Tauchlehrer Werner am Rursee

Vor 100 Jahren hätten wir mit unserer Tauchausrüstung hier noch mitten im Wald gestanden!

Aber genau das ist es, was den Rursee zu einem so spannenden Tauchrevier und einem wichtigen Gewässer für den Tauchsport in ganz NRW macht. Ihr werdet merken, dass ihr hier sehr schnell unter gehörigen psychischen und auch physischen Druck geratet. Perfekt also, um euch Tauchschüler an derartige Stresssituationen unter Wasser heranzuführen und um euch beizubringen, wie ihr damit umgehen könnt.

Der Rursee wird schon seit etwa 1980 als Tauchgewässer genutzt, seit Anfang der 90er Jahre als Ausbildungsort des Tauchsportverbands NRW e.V. Die Jungs und Mädels die damals als erste im Rursee getaucht sind, zählten damals wirklich zu den Hartgesottenen. Ich war übrigens auch einer davon, der hier freiwillig ins Wasser gestiegen ist.

Ach ja, einen Tipp habe ich noch für euch: Solltet ihr jetzt doch etwas Muffensausen vor dem Tauchgang haben, stellt euch beim Abtauchen einfach vor, ihr würdet durch einen kühlen, dunklen Wald spazieren! Vor hundert Jahren gab es diesen Stausee nämlich noch gar nicht und hier war ein dichter Wald. Die wenigen Bewohner hätten uns in unseren Tauchanzügen damals wahrscheinlich für Außerirdische gehalten.

So genug geredet: dann alle mal rein ins Neopren, hier drüben an den Rödeltischen die Geräte anlegen und mit eurem Tauchbuddy den Partnercheck durchführen. Und dann: Ab ins kalte, tiefe, dunkle Wasser mit euch!“