Nationalpark-Ranger

Nationalpark Eifel

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Der Wandel vom Forstarbeiter zum Ranger

„Hier an dieser Buche möchte ich Dir erklären, welchen Wandel der Nationalpark mit sich gebracht hat und wie er vor allem mein Leben verändert hat. Sehen sie wie verdreht der Baum ist, dort oben ist er sogar eingerissen.

Früher, als ich noch als Forstwirt hier in der Eifel gearbeitet habe, war das Brennholz für mich. In meiner Ausbildung habe ich gelernt, wie schnell ein Baum wächst, und wann er geerntet werden kann, wie viele Bäume nachgepflanzt und wie sie gepflegt werden müssen, damit sie gerade wachsen und das Holz wertvoller wird.

Natürlich habe ich auch gelernt, wie viel ein Baum wert ist, nachdem er gefällt wurde. Als Forstwirt habe ich den Wert der Bäume und den eines Waldes daher immer in Kubikmetern Holz und Euro gemessen. Das ist auch der Grund weshalb auch heute noch zwei Herzen in meiner Brust schlagen: das des Forstwirts und das des Nationalpark-Rangers.

Aber weil ich vor der Gründung des Nationalparks 20 Jahre lang als Forstwirt gearbeitet habe, kann ich Ihnen eben auch sagen, dass wir nicht viel Geld für diesen Baum verlangen könnten, wenn wir in fällen und verkaufen würden.

Was ich Dir aber auch sagen kann ist, dass der Wert dieses Baumes für die Natur immens höher ist. Dieser „Natur-Wert“ aber nur sehr schwer in Geld umzurechnen ist. Dort oben in dem Riss könnten bspw. Fledermäuse nisten, ein Käuzchen auf die Dämmerung warten oder ein Hirschkäfer gerade seine Eier ablegen. Wie viel ist so etwas wert? Wie viel sind 30 Hirschkäfer-Eier wert? Wie viel wäre dieser Baum wert, wenn in ihm die letzten Exemplare einer als ausgestorben geglaubten oder noch nicht entdeckten Art leben würden?

Ich kann es Dir jedenfalls nicht beantworten. Wir müssen uns das eben selbst fragen: wie wertvoll ist dieser Baum als Lebensraum? Du wirst auf diese Weise sehr schnell bemerken, dass der Wert dieses Baumes weit größer ist, als der reine Wert des Holzes.

Nationalpark-Ranger im Nationalpark Eifel

Als Waldarbeiter habe ich den Wert des Waldes früher nur in Kubikmetern gemessen. Heute weiß ich, dass der Wald für uns Menschen sehr viel mehr ist als nur eine große Menge Nutzholz.

Und genau das ist es, was sich bei mir gewandelt hat, meine Sicht auf die Dinge: Heute nehme ich solche Bäume ganz anders wahr. Wie alt sie sind, was sie schon alles mitgemacht und überstanden haben, welchen Wert sie für andere Tiere und Pflanzen haben.

So habe ich früher einfach nicht gedacht, da habe ich die Bäume gefällt wie es in meinem Arbeitsauftrag stand. Während meiner Fortbildung zum Ranger wurde mir dann aber immer bewusster, dass der Baum – egal in welchem Zustand er sich befindet – eine wichtige Funktion im Wald besitzt. Ich wusste zwar vorher schon viel über Bäume und den Wald, aber eben aus einem anderen Blickwinkel. Und so ist es heute eine ganz andere Art der Wertschätzung, mit der ich Bäume und den Wald betrachte.

Das bedeutet aber nicht, dass wir alle Bäume und Wälder nur noch als Lebensraum betrachten und „Natur Natur sein lassen“, wie wir es hier im Nationalpark tun. Denn Holz ist ein sehr nachhaltiger Rohstoff, den wir auch in Zukunft benötigen.

Und deshalb macht es auch weiterhin Sinn, diesen zu nutzen. Aber Gebiete, in denen schon ganz lange oder sogar noch nie Bäume gefällt wurden, die sind eben besonders wichtig als Lebensraum für Tiere und Pflanzen und auch für uns Menschen. Diese stellen wir unter Schutz und versuchen ihnen dabei zu helfen, sich als Lebensraum wieder ungestört entfalten zu können.

Und ein Nationalpark ist ein Schritt um diesen Entwicklungsprozess hin zu möglichst ungestörter Natur zu ermöglichen.“