Prior Stephan Horrichem

Kloster Reichenstein

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Die Hilfe aus dem Kloster Reichenstein im 30-jährigen Krieg

„Im ganzen Land herrschen Zerstörung, Hunger Not und Elend. Marodierende Soldaten machen die Dörfer unsicher und ein Teil der Menschen haust schon in den Wäldern. Ganze Landstriche sind zerstört und entvölkert! Gott sei Dank ist es in unserer Gegend nicht ganz so schlimm. Aber trotzdem! Und unser Kloster sieht auch nicht gut aus. Nach dem verheerenden Brand 1543, wurde an den Stallungen, den Wirtschafts- und den Nebengebäuden immer nur das Notdürftigste ausgebessert. Selbst unsere Kirche ist noch nicht wieder richtig aufgebaut. Aber wie soll ich es schaffen in diesen Zeiten auch noch das Kloster zu sanieren?

Die Leute können doch vor lauter Hunger ihr Handwerkszeug kaum halten. Die armen Bauern und Handwerker in der Gegend sind doch gänzlich damit beschäftigt ihr Hab und Gut und ihre Liebsten zu beschützen. Nein, das mit der Sanierung muss warten! Dafür ist Zeit, wenn sich das Land von diesem scheußlichen Krieg erholt hat und die Bauern und jungen Burschen nicht mehr eher schlecht als recht bewaffnet durch die Lande ziehen müssen, sondern endlich wieder ihre Felder bestellen können. Wer soll denn später überhaupt noch in die Kirchen kommen, wenn die Leute vor Hunger sterben und ganze Dörfer verschwinden?

Ist ein Prior nicht dazu da, den Menschen in schlechten Zeiten beizustehen, so wie es unser gütiger Herr Jesus Christus auch getan hat? Sollte ich als Oberster dieses Klosters nicht auch so handeln wie er und den Leuten allen Widrigkeiten zum Trotz Beistand leisten in diesen schweren Zeiten?

Von den armen Bauern weiß doch kaum einer, wer gegen wen und warum überhaupt kämpft. Seit dem Prager Fenstersturz 1618 schlägt sich ganz Europa gegenseitig die Köpfe ein und niemand ist mehr sicher. Jeden Moment kann die nächste marodierende Horde einfallen. Dann zerstören sie erneut, was die Leute mühsam aus Schutt und Asche wiederaufgebaut haben, töten noch mehr Menschen und hinterlassen neues Elend. Wie soll das nur weiter gehen?

Prior Stephan Horrichem vom Kloster Reichenstein

Ein Kloster ist für die Menschen da – erst recht in furchtbaren Zeiten

Aber irgendwas muss ich doch tun können … Wo liegt gleich noch mein altes, abgetragenes Gewand, dass ich immer für die Gartenarbeit anziehe – ah hier. Ja das sollte funktionieren! Noch etwas Dreck im Gesicht und an den Händen und ich gehe glatt als Bauer durch … Ja, zwei Säcke von Vorräten sollte ich tragen können. Wenn ich jetzt loslaufe, schaffe ich es noch bis vor Einbruch der Dunkelheit, ein paar Höfe zu besuchen und wenigstens etwas an Gemüse, Brot, Trost und geistlichen Beistand zu spenden.

Also los! Ich werde nicht tatenlos zusehen und warten, bis der Krieg vorbei ist. Ich packe mit an und werde helfen die zerstörten Höfe wiederaufzubauen – So wahr mir Gott helfe!“